World University Games in Chengdu beendet – Der Blick richtet sich auf die nächsten Spiele in Deutschland

Die World University Games – früher bekannt als Universiade – sind heute in Chengdu zu Ende gegangen. Der Allgemeine Deutsche Hochschulsportverband (adh) spricht von einem „herausragenden Ergebnis für Deutsche Studierenden-Nationalmannschaft“. Aus TU-Sicht ist dem nichts hinzuzufügen: Mit sieben Studierenden war unsere Hochschule ungewöhnlich gut vertreten. Ein Blick auf die Studiengänge – Biotechnologie, Chemie, Fahrzeugtechnik, Nachhaltiges Management, Wirtschaftsingenieurwesen (3x) – zeigt, dass ein enormes Trainingspensum an der TU auch mit einer großen Breite von anspruchsvollen Fächern vereinbar ist.
Die sportlichen Ergebnisse können sich ebenfalls sehen lassen: Der Wasserspringer Tom Waldsteiner (Biotechnologie, B.Sc., 2. Semester) gewann Silber im Synchronspringen und erreichte in zwei weiteren Disziplinen Top Ten-Platzierungen, darunter ein sechster Platz im Einzel vom 10 Meter Turm. Die zweimalige Olympia-Teilnehmerin Leonie Kullmann (Wirtschaftsingenieurwesen) verpasste um einen Wimpernschlag Bronze über 200 Meter Freistil.
Weitere Top Ten-Platzierungen mit TU-Beteiligung gab es im Volleyball, Wasserball und in der Leichtathletik. Das Schönste ist allerdings wohl, dass nach Jahren der Corona Pandemie und einem merkbaren Drop Out junger Athletinnen und Athleten aus dem Leistungssport überhaupt wieder hochrangige studentische Wettkämpfe unter nahezu normalen Bedingungen ausgetragen werden konnten.
An dieser Stelle müssen jedoch auch ein paar nachdenkliche Worte fallen: Der offizielle Name der gerade beendeten Veranstaltung lautet: „Chengdu 2021 FISU World University Games“. Grund für die Verwirrung ist nicht nur Corona. Schön immerhin, dass die aufwendigen Vorbereitungen der chinesischen Gastgeber sich doch noch gelohnt haben und die für 2021 geplanten Spiele nicht endgültig abgesagt werden mussten.
Allerdings hatte sich eine weitere Stadt auf die WUG 2023 gefreut und weitgehende Vorbereitungen getroffen: Jekaterinburg in Russland. Aus bekannten – und völlig nachvollziehbaren - Gründen wurde diese Vergabe im April 2022 von der FISU zurückgenommen. Chengdu sprang ein.
Nicht zu übersehen ist allerdings, dass in wenigen Tagen in Jekaterinburg trotzdem die „Ekat2023“ starten – als „University International Sports Festival“. Erst kürzlich gaben die Veranstalter stolz die Teilnahme weiterer Länder bekannt, so dass die Zahl der Nationen auf 24 gewachsen ist:
Argentinien, Armenien, Bangladesch, Belarus, Brasilien, China, Ecuador, Guatemala, Indonesien, Iran, Kasachstan, Kirgistan, Kuba, Mexiko, Nigeria, Pakistan, Serbien, Sri Lanka, Tadschikistan, Tansania, Uganda, Venezuela, Vietnam, Zimbabwe.
Das sind nicht annähernd die 120 Länder, die in Chengdu anwesend waren und bis auf fünf (Belarus, Kuba, Mexiko, Serbien, Venezuela) haben alle „Ekat2023“-Teilnehmerstaaten auch Mannschaften nach Chengdu entsandt, aber es zeigt doch, dass schon nach anderthalb Jahren Krieg auch im Sport eine Spaltung droht.
Vor diesem Hintergrund ist die optimistische Chengdu-Bilanz des adh zu relativieren, der den Vergleich zu vergangenen Spielen anstellt: „Mit 24 Medaillen erzielte die Deutsche Studierenden-Nationalmannschaft ein herausragendes Ergebnis. Nur 2007 in Bangkok konnten die Aktiven eine Medaille mehr gewinnen,“ wird der Sportdirektor Thorsten Hütsch zitiert.
In Chengdu wurde mit 881 Medaillen insgesamt jedoch 15 Prozent mehr Edelmetall vergeben als in Bangkok (766 Medaillen)  – Der Anteil am Kuchen ist also kleiner geworden. In Bangkok erreichte Deutschland Platz sieben in der Nationenwertung – heute steht die Mannschaft auf Platz 12. Dabei fehlte Russland in Chengdu und die Ukraine – 2007 auf Platz drei – rutschte kriegsbedingt auf Platz 13 ab, knapp hinter Deutschland. Vorbei gezogen an Deutschland sind vor allem europäische Länder: Italien (Platz 4), Polen (5), Türkei (6), Litauen (9) und Frankreich (10). Überholt haben außerdem Indien (Pl. 7), Taiwan (8) und Iran (11).
Was den Vergleich mit Bangkok ebenfalls erschwert: Die Delegation in Chengdu war mit 160 Aktiven und 75 Offiziellen deutlich größer als 2007 in Bangkok - die Effizienz hat nachgelassen. Dagegen errang Litauen mit nur 36 Athlet*innen Platz 9 in der Nationenwertung. Auch die Effektivität kann offenbar verbessert werden.
Die Ergebnisse sollen hier nicht schlecht geredet werden. Die TU ist stolz auf die Leistungen ihrer Sportler*innen. Gemeinsam mit weiteren Berliner Verbundhochschulen haben wir erst kürzlich eine Initiative zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für studierende Spitzensportler*innen gestartet.
Allerdings richtet sich der Blick schon heute auf die nächsten World University Games, die in Deutschland stattfinden werden. Die „Rhine-Ruhr 2025 FISU Games“ müssen Ansporn sein, die Bedingungen für duale Karrieren in Sport und Studium weiter zu verbessern. Hierbei sind Hochschulen, Sportverbände, Trainerinnen und Trainer gefordert. Vor allem aber muss hart daran gearbeitet werden, dass eine Begegnung von Sportlerinnen und Sportlern aus allen Ländern vor einem friedlichen Hintergrund wieder möglich wird.

Links:
ADH: www.adh.de
Offizielle Webseite der Chengdu 2021 FISU World University Games: www.2021chengdu.com/en
Offizielle Event-Webseite der Rhine-Ruhr 2025 FISU Games: www.adh.de/2025-fisu-games/